Magna streicht Jobs in Graz

Bei Magna kommuniziert man durchaus offen, dass der Personalstand sinkend sei, im Ingenieursbereich aber Arbeitskräfte gesucht würden. Mit der Rekord-Produktion - in guten Zeiten liefen in Graz jährlich 250.000 Autos vom Band - scheint es vorbei. Ein Silberstreif zeichnet sich trotzdem ab: Aston Martin, Mini, Peugeot und Porsche kommen.

Gefürchtete "Schwarze Listen"
Beim Lokalaugenschein vor den Werkstoren sind die Ängste geradezu greifbar: "Ja, gehört haben wir natürlich was..." Aber: Genaues wisse man nicht. "Und - nur ja nicht mit dem Namen in die Zeitung!" Jeder der Mitarbeiter fürchtet, er könnte selbst auf einer der "Schwarzen Listen" stehen.

Anonyme Briefe
Es schwirren (anonyme) Briefe durch die Gegend. Und von Brief zu Brief wird die Zahl der vom Kahlschlag betroffenen Arbeitnehmer größer. Tausende Jobs stünden auf dem Spiel, man habe den Mitarbeitern bereits ein Angebot unterbreitet: Wer bis Ende 2008 freiwillig das Unternehmen verlasse, bekomme 2.500 Euro auf die Hand, dazu 200 Euro für jedes Magna-Steyr-Jahr.

Wie der "Steirerkrone" bestätigt wurde, stehen 350 der zum Stammpersonal zählende Mitarbeiter zur Kündigung an; einigen ist das bereits per Blauem Brief mitgeteilt worden. Sie werden in einer Stiftung untergebracht.

Bis zu 500 Leiharbeiter sollen Jobs verlieren
Zusätzlich sollen bis zu 500 Leiharbeiter ihre Jobs verlieren. Und mit der bereits beschlossenen Umstellung vom Drei- auf den Zweischichtbetrieb steht dem Unternehmen ein weiterer, tiefer Einschnitt bevor. Sprecher Daniel Witzani: "Das ist derzeit ein ständiges Auf und Ab. Einmal gibt's mehr Aufträge, dann weniger. Das wirkt sich auf die Zahl der Beschäftigten aus, vor allem im Leiharbeiterbereich."

Tiefschlag bei Teststrecke Voitsberg
Faktum ist, dass die goldenen Zeiten im Werk vorbei sind und den Steirern rauer Wind entgegenbläst. Auch nicht gerade zuträglich für den Standort: der Tiefschlag bei der geplanten Teststrecke in Voitsberg. Magna-Boss Siegfried Wolf hatte der Politik mehrmals die Rute ins Fenster gestellt und darauf hingewiesen, "dass Voitsberg essenziell für unsere Entwicklungskompetenz ist".

Dass es eine Durststrecke gibt, ist unbestritten. Allerdings auch, dass Zeichen automobiler Morgenröte da sind. Aston Martin, Porsche (Cayman und Boxster), der Mini SUV und der Peugeot 308 werden zwischen 2009 und 2012 (siehe Daten und Fakten) in Produktion gehen. Ab dann würden wieder Arbeitsplätze geschaffen, kommuniziert man im Konzern.

Daten und Fakten

• Die Magna-Steyr-Fahrzeugtechnik hat ihren Verwaltungssitz in Oberwaltersdorf, der wichtigster Produktionsstandort ist aber die Landeshauptstadt Graz. Magna-Steyr ist eine Tochtergesellschaft des von Frank Stronach gegründeten Autozulieferers Magna International. Stronach war als Werkzeugmacher aus dem oststeirischen Weiz nach Kanada ausgewandert und hat dort große Karriere gemacht. 
• Aktuell beschäftigt man im Grazer Werk 6.800 Menschen. In den besten Zeiten standen am Standort in Graz-Thondorf 10.000 Menschen auf der Lohnliste.
• Derzeit versucht man, ein Fertigungsniveau von 180.000 Fahrzeugen pro Jahr zu halten, in Spitzenzeiten rollten allerdings 250.000 Vehikel vom Band.
• Von Einschnitten in der Produktion wären auch Mitarbeiter bei den steirischen Zulieferfirmen betroffen. Man geht davon aus, dass im "Autocluster" 40.000 Menschen Beschäftigung finden.
• Derzeitige Produktion
  BMW X3 (seit 2004)
  Jeep Grand Cherokee
  Mercedes Benz G-Klasse
  Saab 9-3 Cabrio
  Chrysler 300 C
  Jeep Commander
• Geplante Produktion
  Aston Martin Rapide
  Mini Colorado
  Peugeot 308
  Porsche Boxster
  Porsche Cayman
• Ausgelaufene Modelle
  Chrysler Voyager
  Mercedes E-Klasse

von Gerhard Felbinger und Gerald Schwaiger, "Steirerkrone" und krone.at